Ein Rauschen. Langsam kommt der kleine graue Punkt am Horizont in Bewegung. Tim Amman hält sich die Ohren zu. Er weiß, was auf ihn zukommt. Das Rauschen wird lauter und entwickelt sich langsam zu einem Kreischen. Der graue Punkt hat in dieser kurzen Zeit ein ganz schönes Stück Strecke zurückgelegt und ist nun deutlich als Kampfjet zu erkennen. Lift-Off! Mit einem Zischen saust der Tornado an uns vorbei und schnellt in die Höhe. Ein Krachen und Rumoren signalisiert, dass der Pilot den Nachbrenner eingeschaltet hat. Ein Boost, der 500kg Sprit pro Minute verschlingt.
Heute ist unser Kurs FVK 212 zu Besuch beim Fliegerhorst JaboG33 Büchel. Zu Deutsch: Der Luftwaffenstützpunkt der Deutschen Bundeswehr im beschaulichen Büchel, das sich mitten in der Pampa etwa in der Mitte des Städtedreiecks Frankfurt-Luxemburg-Köln befindet. Und genau hier hat die Bundeswehr seit 1955 ihren Sützpunkt, der sich inzwischen zur Basis des Tornado-Jagdbombergeschwaders 33 entwickelt hat. Es ist der Morgen des achten Oktobers, als unser Bus die Tore des Luftwaffenstützpunktes passiert.
Jeder Besucher wird von den Stars von Büchel – dem Starfighter (1962-1985 in Büchel) und dem Tornado (seit 1985 in Büchel), der als Adler lackiert auf uns herabblickt, begrüßt. Tim Amman ist Fluglotse bei der Bundeswehr. Er führt uns heute durch den Stützpunkt und erzählt uns, was seine Arbeit von der unseren unterscheidet. Nach einem kurzen (oder langen, wie mans nimmt) Vortrag ist unser erstes Ziel die Piste – schon von weitem hört man die Nachbrenner der abhebenden Flugzeuge. Am Hangar herrscht geschäftiges Treiben, wir befinden uns mitten in der allmorgendlichen Startphase, in der die Piloten sich zu ihren (Trainings-)Missionen aufmachen. Zusätzliche Stationen des Besuchstages sind der Tower, der sich in seiner Arbeit kaum von den der DFS unterscheidet; die Kontrollzentrale und ein für Besucher eingerichtetes Waffenlager, in dem die verschiedenen Bomben und Geschosse zu sehen sind, mit denen der Tornado ausgerüstet werden kann. Über die angeblich in Büchel liegenden Atomwaffen der Amerikaner schweigt man sich aus, nur wird immer wieder von „Waffen, die wir hier haben und nicht haben“ gesprochen. Der Besuch in der Kontrollzentrale war mitunter dahingehend spannend, weil es im Prinzip unsere spätere Aufgabe widerspiegelt. Als wir dann allerdings die Arbeitsposition gesehen haben, kamen wir kaum noch aus dem Staunen raus – von diesem Radarsystem hat sich die DFS vor vielen Jahren bereits verabschiedet, das Militär arbeitet damit jedoch immer noch so effizient wie nur möglich. Meiner Meinung nach ist es schwierig, die Eindrücke eines ganzen Tages in einen einzigen Blogartikel zu quetschen. Eine detaillierte Beschreibung jeder unserer Stationen würde den Rahmen dieser Seite sprengen… Außerdem sind Bilder vermutlich ohnehin interessanter. Nur eines noch: Am Ende unseres Besuchs hieß es dann: Ab in den Simulator und selber fliegen! Wer schafft es, den Tornado sicher auf die Bahn zu bekommen? Wiederholt wurde uns aber gesagt, dass der Simulator schwieriger zu fliegen sei, als der echte Flieger – es fehle einem dabei einfach das „Popogefühl“.
Insgesamt 5 Kommentare
Zunächst einmal, interessanter Artikel!
Und dann aber auch mal die Frage, wieviele von euch haben es denn dann geschafft den Tornado sicher auf die Bahn zu bringen?
Und gibt es evtl. auch ein Bild von einer solchen Arbeitsposition? Warum hat die DFS sich von dem System verabschiedet und was sind die Unterschiede zu eurem aktuellen System?
Hey Nils 🙂
Schön, mein erster Kommentar hier beim Blog! 😀
Der Besuch ist inzwischen etwas her, aber ich meine mich daran zu erinnern, dass es fast alle hingekriegt haben – gab ja auch gute Unterstüzung von den Ausbildern dort.
Die Radararbeitsplätze durften wir dort leider nicht fotografieren.
Sehen aber genau so aus:
http://www.radartutorial.eu/12.scopes/pic/PPI-400x375px.gif
Die DFS nutzt modernere Darstellungen:
http://www.b4boberbayern.de/cms_media/module_img/71/35964_1_lightbox_Radarbild_Anflugkontrolle_Frankfurt.jpg
Bei den alten Radarschirmen siehst du also eine runde Darstellung, die nach und nach verschwindet, bis die Radarantenne sich einmal gedreht hat. Außerdem werden die Targets (in diesem Fall die Flugzeuge) nur als Strich bzw X dargestellt, man muss sich also merken, welches Target welcher Flieger ist bzw es über den Radarcode, den der Flieger abstrahlt auslesen.
Also sehr kompliziert 😉
Bei den neuen Darstellungen, die viereckig sind, bleibt das Bild mit allen Targets immer bestehen und aktualisiert sich alle paar Sekunden (Radar-Blip). Außerdem sind die Targets mit kompletten Labeln (Rufzeichen, Flughöhe, -geschwindigkeit etc.) bestückt.
Also einfach Radar 2.0 wenn man so möchte 😉
Hallo,
Schöner Bericht, da haben sich die Männer in Grün ja mal mühe gegeben.
Sind solche Besuche immer fest eingeplant oder entsteht sowas eher zufällig? Als Leutnant der reserve und zukünftigen Fluglotsen Azubi würde mich der Besuch als DFS Angehöriger in Büchel auch interessieren.
Keep up the good work!
Hallo Sebo 🙂
Seebach in büchel gehört nicht zum Standard dazu, das hat ein Coach von uns organisiert.
Wir sind dann mit firmenwagen nach büchel Gefahren, hatten danach allerdings auch nich Simulation… War also freiwillig und in unserer Freizeit )
Grüße und viel Erfolg bei der Ausbildung!
Nachtrag an Nils:
Schau mal, hier auf der Seite kannst du dich durchklicken, wie die gesamte Position aussah bzw beim Bund noch aussieht, auch mit dem Auslesen des Radarcodes am Bildschirm
http://www.esigma-systems.com/radar-simulation.html
Und nochmal DFS heute:
http://www.andreas-milde.de/stories/P1-Workposition.jpg
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